Sehnsucht Europa
Ein Projekt der Künste und des Dialogs
Wann haben wir uns zuletzt europäisch gefühlt? Wie hat sich unsere Meinung zu Europa in den letzten Tagen, Wochen, Monaten, Jahren verändert? Die Einheit des Kontinents erweist sich in der Logik von Wirtschaftsunternehmen, Finanzinstitutionen und politischen Einrichtungen, die die Perspektive der Homogenisierung verfolgen, als eine brüchige Konstruktion. Mit der „Weltsprache Kunst“ und einem offenen Blick auf die historischen und lokalen Perspektiven wollen wir Fragen von Herkunft und Zugehörigkeit, von Eigenem und Fremdem, neu verhandeln. Was ist die gemeinsame „Sehnsucht Europa“ derer, die hier schon lange leben und derer, die neu hinzu kommen?
Der Fokus liegt auf dialogorientierten und interkulturellen Ansätzen. Wir gehen davon aus, dass jeder Dialog zwischen den Kulturen nur dann fruchtbar ist, wenn er die Selbstverständnisse diverser Kulturen hinterfragt, wenn Grenzen überschritten werden.
Sehnsucht Europa in Bremen
Ob mit Geflüchteten, mit BürgerInnen mit Migrationshintergrund oder mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Gastspielen aus den Fluchtländern – im Zentrum aller Vorhaben steht der Austausch mit der Perspektive sich zu öffnen und die vielfältigen kulturellen Einflüsse in künstlerischen Prozessen produktiv zu machen. Menschen unterschiedlichster Herkünfte sollen auf der Bühne und im Publikum eine Präsenz erfahren. Ihre Themen und Inhalte sollen in die Programmplanung integriert werden und ein verändertes Bild der Gesellschaft auf der Bühne spiegeln.
In der Saison 2016/17 entstehen bei steptext dance project und bei der bremer shakespeare company bereits Koproduktionen mit in Bremen ansässigen Künstlern der unterschiedlichen Herkünfte und weiteren internationalen Partnern. Hinzu kommen Gastspiele aus anderen Kulturen mit Künstlern, die für offene Workshops zur Verfügung stehen. Auch Quartier und das Kulturhaus Walle erarbeiten eine Produktion gemeinsam mit Künstler_innen, unbegleiteten jugendlichen Geflüchteten und Schüler_innen aus Walle. Diese Programme werden von den Einrichtungen autonom geplant, finanziert und durchgeführt. Die sich daraus ergebenden Kontakte und Ergebnisse sind das Fundament für weitere Arbeitsformen und Produktionsformate und die weitere Zusammenarbeit und Vernetzung anderer schon vorhandenen Projekte und Akteure.
Unter dem Arbeitstitel „Akademie“ soll zum einen der gegenseitige Austausch – insbesondere durch Impulse von außen – gefördert werden. Künstler bieten Workshops für andere Künstler an. Insbesondere interessante Gäste aus aller Welt, die gerade im Rahmen von Gastspielen, Werkstätten und Produktionen zu Besuch sind, bringen ihre wertvollen Erfahrungen im Umgang mit Fremdheit, Integration und Konflikten ein. Zum anderen wird eine Plattform geschaffen, in der Künstler mit Migrations- oder Fluchthintergrund Arbeitsmöglichkeiten finden können. Sei es über eine Kooperation mit der Volkshochschule oder über neue Zusammenarbeiten mit Bremer Institutionen.
Im Rahmen dieses Netzwerkes entsteht auch Neues – thematisch sehr auf das Thema „Sehnsucht Europa“ bezogene und durch neue Kooperationen entstehende Produktionen. Das kann zum einen das „Sehnsuchts-Mobil“ sein, das zu einem emotionalen Dialog über Europa anregt, ein „Eurovision Song Contest“ in dem die eigene Vision von Europa in drei Minuten erlebbar gemacht wird. Oder eine eigene Produktion, die aus dem Netzwerk entsteht. Bis hin zu einem Festival in 2018, das den Projektrahmen abschließt.
Sehnsucht Europa in der weiteren Metropolregion
In Delmenhorst, Lohne, Oldenburg und Syke finden an Museen vielfältige Werkstätten statt. Gemeinsam mit lokalen Kooperationspartnern wie Vereinen und Künstlerinnen und Künstlern setzen sie sich mit Einflüssen von Migration auf den jeweiligen Projektort und die Gesellschaft auseinander. Den Ausgangspunkt bildet die lokale, meist auch die historische Perspektive.
Eine gemeinsame Ausstellung
Die vielseitigen Antworten und Ergebnisse aus den Werkstätten der Projektorte präsentiert ab November eine reisende Ausstellung. Die unterschiedlichen Beiträge sollen Impulse geben, wie das Zusammenleben zukünftig gestaltet werden kann und Kultur eine bessere Verständigung zwischen den Menschen unterstützen kann. Zuerst ist die Ausstellung in Bremen zu sehen. Dann wandert sie nach Syke, Delmenhorst, Oldenburg und Lohne.
Projektleitung
Sehnsucht Europa
Nurten Kurnaz
Ein Projekt von Stadtkultur Bremen e.V.
info@sehnsuchteuropa.de
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